Dienstag, November 11, 2008

Prozess um Holzklotzwurf - "Die Kinder schrien, habe das noch nie so gehört"

Witwer schildert die Ereignisse am Tag der Tat

Im Prozess um die tödliche Holzklotzattacke bei Oldenburg hat am Dienstag der Mann der getöteten Frau die tragischen Ereignisse am Tattag geschildert. "Die Kinder schrien, ich habe das noch nie so gehört. Es war schrecklich", sagte der Zeuge am zweiten Verhandlungstag vor dem Oldenburger Landgericht. Der 37-Jährige und die beiden Kinder hatten am Ostersonntag im Auto den tragischen Tod der Mutter miterlebt. Der 30 Jahre alte drogensüchtige Nikolai H. aus Rastede ist in dem Verfahren angeklagt. Er soll den Holzklotz am 23. März von einer Autobahnbrücke bei Oldenburg auf das Familienauto geworfen haben. Er hatte nach seiner Verhaftung zunächst ein Geständnis abgelegt, dieses jedoch später widerrufen. Zum Prozessauftakt schwieg der Beschuldigte.

Holzklotz auf dem Schoß der Frau

Der 37-jährige Zeuge war bei seiner Aussage gefasst, sprach langsam und mit leiser Stimme. Die Familie sei auf dem Rückweg von einem Besuch in Wilhelmshaven gewesen. Er saß am Steuer des BMW. Der Ehemann sagte vor Gericht, er sei mit Tempo 130 bis 140 gefahren. "Dann dieser schreckliche Knall," sagte er. Er habe dann mit Mühe den 3er-BMW auf dem Standstreifen gestoppt. Zweimal habe er seine Frau angesprochen, doch sie antwortete nicht. Als er die Tür öffnete und das Innenlicht anging, habe er die schweren Verletzungen am Hals gesehen sowie den Holzklotz mit den Glassplittern auf ihrem Schoß. Eine Prüfung ihres Pulses blieb ohne Ergebnis, er spürte kein Lebenszeichen. Er habe die Notrufnummer 110 gewählt, die Kinder zu beruhigen versucht und eine Mund-zu-Mund-Beatmung begonnen. Dann probierte er eine Herzmassage. Dabei habe er Blut unter dem Pullover und die Rippenbrüche gespürt. Wladimir K. versuchte außerdem, ein Auto anzuhalten, um Hilfe zu bekommen. Kurz darauf traf ein Krankenwagen ein. Zusammen mit einem Sanitäter trug er seine Frau aus dem Auto. Für sie kam jedoch jede Hilfe zu spät.

Kinder sprechen täglich von der Mutter

Die beiden Kinder leiden nach Aussagen ihres Vaters noch immer unter dem Verlust ihrer Mutter. "Meine Kinder haben es schwer, sie sprechen noch jeden Tag davon, besonders meine Tochter", sagte der Elektriker Wladimir K. Der zur Tatzeit neun Jahre alte Sohn und die sieben Jahre alte Tochter besuchen nach seinen Angaben einen Psychologen. Er selbst wolle keine psychologische Hilfe: "Ich schaffe das selbst. Ich gehe zur Arbeit, die hilft mir, aber es ist schwer." Die Polizistin, die als erste am Tatort war, sagte vor Gericht, sie habe den Ehemann als "unheimlich nervenstark und gefasst" erlebt.

Leiter der Soko sagt aus

Wladimir K. wurde als Zeuge angehört, er nimmt auch als Nebenkläger am Prozess teil. Am Nachmittag soll der Leiter der Polizei-Sonderkommission als Zeuge aussagen. Der mutmaßliche Täter Nikolai H. soll aus Frust den Klotz auf die Brücke gebracht und gezielt hinunter geworfen zu haben, als er ein Auto herannahen sah. Der 5,9 Kilogramm schwere Klotz hatte die Frontscheibe auf der Beifahrerseite durchschlagen und die 33 Jahre alte Frau vor den Augen von Mann und Kindern getötet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten heimtückischen Mord und einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor.

Anonymer Brief sorgt für Überraschung

Der 30-jährige Angeklagte folgte der Aussage des Witwers ohne sichtbare Regung. Der Drogensüchtige hatte zunächst bei der Polizei gestanden, den Klotz aus Frust hinunter geworfen zu haben. Später widerrief er das Geständnis; im Prozess verweigert er die Aussage. Für Überraschung sorgte ein anonymer Brief an die Staatsanwaltschaft, den der Vorsitzende Richter verlas. Demnach habe Nikolai H. nach eigenem Geständnis 1998 einen Unfall mit zwei Toten verursacht. Verteidiger Matthias Koch sagte, der Sachverhalt sei bekannt. Sein Mandant habe damals aber nur behauptet, gefahren zu sein. Dies habe die Staatsanwaltschaft durch ein Fahrergutachten widerlegt.

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