Freitag, Oktober 10, 2008

Vorwürfe über Fahrlässigkeit bei Telekom und weitere Datenleaks

Es ist nicht nur der Aufreger der Woche, sondern auch ein langfristiges Imageproblem für die Telekom. Weitere Verluste und jede Menge Fragen, darunter: Warum hat sich keiner für Tobias Huchs Daten interessiert?
Immer wieder sprechen wir über 17 Millionen Datensätze, die der Telekom 2006 abhandengekommen sind. Immerhin sind das 20 Prozent des damaligen T-Mobile Kundenstamms. Im Gespräch mit Tobias Huch, der sich als Aufklärer des Skandals sieht, haben wir bereits versucht zu verstehen, warum nichts geschah, nachdem Huch die Daten meldete.Der Telekom-Sprecher Philipp Blank erklärte, dass Huch sich tatsächlich zwei Monate nach Beginn der Ermittlungen bei der Telekom meldete. Die Telekom habe eine Staatsanwaltschaft unmittelbar nach Bekanntwerden von Huchs Datenfund über diesen informiert - laut Huch habe diese sich jedoch nie gemeldet. Bei der Deutschen Telekom AG will man aber nicht mehr wissen, welche Staatsanwaltschaft man informiert hätte - es gab zu dem Zeitpunkt nämlich nicht nur ein Verfahren: Auch wegen 60.000 T-Mobile Daten, welche sich wahrscheinlich in einem den 17 Millionen Datensätzen ähnlichen Rahmen bewegen, wurde ermittelt - und zwar von der Bonner Staatsanwaltschaft, während der andere Fall durch die Kölner Ermittlungskollegen bearbeitet wurde.
Im Augenblick liegt die Vermutung nahe, dass die Information über den Mainzer Datenbestand gar nicht bei den Staatsanwaltschaften ankam - SA Bonn bestätigte dies, die SA Köln ist nicht mehr in Aktenbesitz, diese wurden zwecks Verfahrenszusammenlegung nach Bonn überstellt.
Die Schweigepolitik von T-Mobile und der Deutschen Telekom ist jedoch keinesfalls auf eine Anweisung der Staatsanwaltschaft zurückzuführen. Fred Apostel, Bonner Oberstaatsanwalt berichtete: "Weder wir, noch die Kölner Kollegen, haben T-Mobile geraten, ihre Kunden über die unbefugte Nutzung der Daten nicht zu informieren." Anstatt die Kunden über den Datenverlust zu informieren, schweigt man sich jedes Mal aufs Neue aus - ist das die moderne Vertrauenspolitik zwischen Dienstleister und Kunde? Was diesen Punkt betrifft, wird durch den aktuellen Vorfall dem Gesetzesentwurf zur Meldepflicht bei Datenverlust hoffentlich ein wenig mehr Druck und Wichtigkeit verliehen. Nach Informationen von der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX kommt es noch härter: Die Telekom habe 2008 bereits drei Anzeigen erstattet, darunter der bekannte Fall aus Bremerhaven sowie zwei weitere Fälle. In München sei ein Bestand von 70.000 Kundendaten aufgetaucht, über das Ausmaß des Berliner Falles ist bis jetzt nichts bekannt.
Morgen will Telekom-Chef Rene Obermann ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung des Datenschutzes im Unternehmen vorstellen. Höchstwahrscheinlich werden die Bereiche Datenschutz und Konzernsicherheit fusioniert und dafür ein eigener Vorstandsposten geschaffen. Personelle Konsequenzen schließt man bei der Telekom wegen der wiederholten Vorfälle nun auch nicht mehr aus.
Im Fall Huch kümmert sich der rheinland-pfälzische Datenschutzbeauftragte Edgar Wagner um eine zweckgemäße Löschung der Daten, nachdem die Beweissicherung abgeschlossen ist. Dessen Aufgabenfeld war mit Wirkung vom 1. Oktober um die Privatwirtschaft gewachsen, zu dessen Anlass er am 3. November in den Mainzer Landtag einlädt. Die aktuellen Geschehnisse bei der Telekom werden bei der Podiumsdiskussion "Vernachlässigtes Kapital - Datenschutz in der Privatwirtschaft" sich ihre Erwähnung finden.

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