Iran hat ein Foto vom Raketentest manipuliert
Um das Waffenarsenal ästhetisch eindrucksvoller zu inszenieren, wurde das Foto verändert und just aus diesem Grund wohl auch von den meisten Medien weltweit übernommen
Iranische staatliche Medien scheinen leichtfertig und mit relativ plumpen Glaubwürdigkeit verspielt zu haben, wenn ihnen diese überhaupt zugestanden wird. Offenbar wurde zumindest ein Foto von iranischen Medien oder den Revolutionären Garden manipuliert, das zeigt, wie Langstreckenraketen vom Typ Shahab-3 am Mittwoch abgeschossen werden. Das Foto, das die französische Nachrichtenagentur AFP von Sepah News übernommen hat, zeigt vier Raketen, die abgefeuert werden. Vermutlich wurde eine Rakete mitsamt Rauchfahne kopiert und hinzugefügt, möglicherweise um das Foto eindrucksvoller zu machen oder um zu verschleiern, dass ein Abschuss gescheitert ist.
Das Foto wurde in vielen Zeitungen weltweit oft auf der Titelseite und auf zahlreichen Nachrichten-Websites veröffentlicht. Unter anderem ist Journalisten von YnetNews, die das Foto mit einem Video der Szene verglichen, und der New York Times aufgefallen, dass zwei Raketen mitsamt Rauchwolken praktisch identisch aussehen, nachdem sie ein anderes Foto von derselben Szene mit nur drei Raketen gesehen hatten, das von der Nachrichtenagentur AP verbreitet wurde. AFP hat gestern das Foto zurückgezogen, weil es vermutlich manipuliert wurde, wie man dies aufgrund einiger Expertenaussage zu belegen suchte.Vergleicht man beide Fotos, so wird deutlich, warum auch die Medien gerne zugegriffen haben. Das Foto mit den vier Raketen ist allein schon ästhetisch dichter und sagt mehr über die von Iran demonstrierte und von anderer Seite unterstellte Bedrohung aus. Das dürfte auch der wesentliche Grund gewesen sein, das Foto zu manipulieren, aber auch der Grund, dass die Medien gierig auf dieses Foto zugriffen. Schließlich waren die Tests eine Demonstration für die eigene Bevölkerung und vor allem Israel und die USA. Sie sollte zeigen, dass Iran gegenüber einem Angriff, mit dem Israel immer wieder einmal droht, gewappnet ist und zurückschlagen kann.
Die Shahab-3 Raketen sollen nämlich nach Angaben der iranischen Regierung eine Reichweite von 2000 km haben, sie könnten dann also Israel, die Türkei oder Saudi-Arabien erreichen. Vermutlich sollten sie als die Waffen sein, die General Mohammad Hejazi, der Chef der Revolutionären Garden als "Abwehrmaßnahmen gegen eine Invasion" bezeichnete, oder mit denen man, wie ein Sprecher des iranischen Präsidenten sagte, im Falle eines Angriffs Israel und US-Kriegsschiffe "in Brand" setzen würde. Vor drohenden Konflikten werden – auch im Sinne der PsyOp - schon einmal gerne von beiden Seiten die jeweiligen Waffenarsenale vor- und Kriegsspiele ausgeführt.
Ob die Raketen tatsächlich so weit fliegen können, geht aus den Tests nicht hervor. Ebenso ist nicht klar, wie viele der Langstreckenraketen wirklich abgeschossen wurden. Die Manipulation könnte auch darauf abgezielt haben, der Welt und den eigenen Menschen, die in Angst vor einem möglichen Angriff leben, vorzugaukeln, man habe mehr Raketen, als tatsächlich vorhanden sind. Wie auch immer, die Manipulation des Bildes ist schlicht ein Akt der Propaganda – und die hat nicht nur mit Bildern bekanntlich wenig mit der Wahrheit zu tun. Man braucht Bilder auch nicht notwendig digital verändern, um sie Propagandawaffen zu machen. Die britischen Dossiers über die angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen oder die von Bildern begleitete Rede des damaligen US-Außenministers Powell vor den Vereinten Nationen sind dafür beredte Beispiele.
Das iranische Beispiel zeigt allerdings gut die Naivität der Fälscher, die wohl davon ausgingen, dass die Manipulation nicht auffallen würde. Das wäre sie auch nicht, wenn nicht andere Fotos und Videos von derselben Szene im Umlauf gewesen wären. Da auch sie aus iranischer Hand stammen, werden die Propagandamacher wohl in Zukunft besser aufpassen, welche Informationen in die Öffentlichkeit gelangen.
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