Kleine fette Schwuchtel?
In den Akten des Bundesnachrichtendienstes wird ein leitender Beamter des Kanzleramtes als "kleine fette Schwuchtel" charakterisiert. Nicht so schlimm?
BND soll Onlinedurchsuchungen bei Mitarbeitern durchgeführt haben, lautet die Schlagzeile und die Mehrheit der geneigten Leser wird sich wahrscheinlich am Begriff Onlinedurchsuchung festbeißen.Ich hoffe allerdings, dass ein anderer Teil der Meldung mehr Empörung verursacht. So heißt es: "Die zur Ausforschung angewandte Methode scheint überdies nicht das einzige Detail zu sein, das dem BND in diesem Fall Probleme bereiten könnte: In einem internen Vermerk in den Ermittlungsakten wird ein leitender Beamter des Kanzleramts dem Bericht [im Focus - Anmerkung des Verfassers] nach als "kleine fette Schwuchtel" charakterisiert."
Und da fühle ich mich persönlich an unschöne Zeiten in den USA oder in Deutschland erinnert, die ich glücklicherweise nicht miterleben musste. Sollte sich eine solche "Charakterisierung" tatsächlich in den Ermittlungsakten finden lassen, so zeigt dies deutlich die Einstellung der BND-Mitarbeiter gegenüber der Privatsphäre und Würde des Menschen. Egal, weshalb jemand beobachtet wird, weshalb gegen ihn ermittelt wird oder der BND "an ihm dran ist" - eine solche herabwürdigende Art, jemanden zu benennen, lässt Schlimmes ahnen, wenn es um die Tätigkeit des BND bzw. die Einstellung seiner Mitarbeiter geht.
Homophobie ist traurigerweise noch immer weit verbreitet. Durchaus intelligente Menschen wie der Rapper Bushido nutzen sie sogar mittlerweile im Sinne der Aufmerksamkeitsökonomie, um aus dem "Dissen" eines anderen Rappers auf Grund seiner vermeintlich homoerotischen Erlebnisse eine Schlagzeile zu machen - was umso erbärmlicher ist. In Talkshows kann man sehen, dass es sich bei dem Herrn nicht um einen Volltrottel handelt, er weiß also ganz genau, was er tut, wenn er sich in einer YouTube-Botschaft schwulenfeindlich äußert.
Während man bei solchen "Stars" aber noch kopfschüttelnd wegklickt, ist es etwas anderes, wenn ein immerhin machtvoller BND solche schwulenfeindliche Gestalten tatsächlich zu seinen Mitarbeitern zählt.
"Homophobia - the worst disease, you can´t love who you want to love in times like these" sangen Chumbawamba einst. Es hat sich wenig geändert. Zwar ist hochoffiziell Homosexualität anerkannt, was aber in den Köpfen einiger Zeitgenossen vor sich geht, hat der BND in seinen Ermittlungsakten hübsch dokumentiert. Nur ging es nicht um das, was die Abgehörten bzw. Bespitzelten dachten. Hier dachten und beurteilten jene, die sich in der Selbstbeschreibung des BND wie folgt darstellen:
Ein Auslandsnachrichtendienst, der durch die herausragende Qualität seiner Arbeit und die Integrität seiner Mitarbeiter/-innen einen unverzichtbaren Beitrag für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und ihrer Bürger leistet.
Unseren gesetzlichen Auftrag erfüllen wir professionell und kompetent
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