Dienstag, Dezember 09, 2008

Manche Taser-Waffen schocken mit erhöhter Stromstärke

Tests, die von kanadischen Medien in Auftrag gegeben wurden, lassen Zweifel an der Sicherheit zumindest der älteren Elektroschockwaffen des Typs X26 entstehen

Ob [extern] Taser-Elektroschockwaffen tatsächlich als "nichttödliche" Waffen bezeichnet werden können, die harmlos sind und keine Schäden verursachen, ist umstritten, nachdem immer wieder einmal Menschen sterben. In Kanada sind mehr als 20 Menschen gestorben, nachdem sie geschockt wurden. Besonders nach dem Tod des Polen Robert Dziekanski, der im Oktober 2007 vor laufender Videokamera von Sicherheitskräften "getasert" wurde und starb ([local] Der Tod aus der nichttödlichen Taser-Waffe), ist in Kanada die Diskussion um die Elektroschockwaffen angeheizt worden.

Kanadische Kardiologen haben in einer Studie versucht nachzuweisen, dass in bestimmten Fällen der Elektroschock wie ein Defibrillator wirken und den Tod verursachen kann ([local] Töten Elektroschockwaffen doch?). Taser International bestreitet, dass die Elektroschocks die Herzmuskeln stimulieren können und führt die Todesfälle auf andere Ursachen zurück, die nichts mit der Waffe zu tun haben sollen. Die Polizei in Kanada besitzt mehrere Tausend Taser-Waffen.

Eine [extern] Untersuchung von Taser-Waffen, die [extern] CBC News und Radio Canada in Auftrag gegeben haben, brachte nun an den Tag, dass von einigen älteren Waffen eine höhere Stromstärke abgegeben wird, als die Firma als höchstmögliche angibt. Getestet wurden von der US-Firma National Technical Systems insgesamt 41 zufällig ausgewählte [extern] X26-Taser-Waffen, die von der kanadischen Polizei verwendet werden. Jede Waffe wurde mindestens sechs Mal abgefeuert.

Die meisten Waffen funktionierten nach den Vorgaben. 5 der getesteten Waffen waren nicht einsatzfähig, weil sie keinen Strom abgaben, 4 der 41 Waffen erzeugten bei den ersten abgegebenen Schüssen eine teils wesentlich höhere Stromstärke als die 3,3 A (+15%), die von Taser als Maximum angegeben wird. Die ersten Schüsse überstiegen teils 5 A. Bei 2 Waffen lag die Stromstärke auch bei wiederholten Entladungen noch über dem Maximum (3,98 bzw. 4,23 A). Vermutet wird, dass bei wenig eingesetzten Waffen bei den ersten Schüssen die Stromstärke höher sein könnte. Der Grund könnte aber auch sein, dass bei älteren Waffen – es handelte sich um solche, die vor 2005 gekauft wurden – eine Veränderung eintreten könnte. Möglicherweise waren auch die Kontrollen bei der Herstellung unzureichend.

Wenn immerhin doch 9 Prozent der Waffen eine höhere Stromstärke produzieren, die möglicherweise für die Getroffenen gefährlich werden könnte, dann ist für den Biomediziner Pierre Savard von der University of Montreal erforderlich, dass die Taser-Waffen internationalen Standards unterworfen werden müssen: "Wenn man ein Handy benutzt, so haben diese Grenzwerte für die von ihnen ausgehende elektromagnetische Strahlung. Beim Taser weiß dies niemand außer Taser selbst." Nach Savard, der auch Mitautor der oben erwähnten Studie über die Todesfälle war, werden die Polizisten ausgebildet, mit dem Taser auf die Brust zu zielen. Das aber könnte besonders bei Menschen mit Herzkreislauferkrankungen oder anderen Problemen wie Drogensucht gefährlich sein, wenn einer der Pfeile direkt über dem Herzen am Körper einhakt und das Herz mit einer höheren Stromstärke stimuliert wird:

Taser [extern] erklärte in einer Stellungnahme, dass die Fehlfunktion der 4 Waffen darauf zurückzuführen sei, dass sie nicht ordnungsgemäß gewartet worden sei. Sie müssten regelmäßig gefeuert werden. Allerdings heißt es, dass nur beim ersten Schuss dann eine höhere Stromstärke auftreten könne.

Die Polizei von Quebeq hat nach dem Bericht am vergangenen Freitag [extern] angeordnet, ältere Taser-Waffen vorerst nicht mehr einzusetzen, bevor sie nicht kontrolliert wurden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, seit Jahren gegen Taser kritisch eingestellt, [extern] fordert ein Moratorium für den Einsatz von Elektroschockwaffen. Die kanadische Polizei hat selbst Tests durchgeführt und kommt zum vorläufigen Schluss, dass die Taser-Waffen nach den von dem Unternehmen angegebenen Spezifikationen funktionieren.


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