Freitag, August 29, 2008

US-amerikanische Terror-Datenbank in der Diskussion

Ein 500 Millionen US-Dollar teures IT-Projekt zur datenbankgestützten Terroristenfahndung der US-Regierung läuft offenbar nicht erwartungsgemäß. Dies legt ein offener Brief des republikanischen Abgeordneten Brad Miller an den für die Geheimdienstaufsicht zuständigen Generalinspekteur Edward Maquire nahe. Nach Millers Angaben ist die neue, XML-basierte Terrorsuche "Railhead" fehlerhaft konzipiert und erfüllt nur ein Bruchteil der an sie gestellten Anforderungen. "Railhead", an dem 800 Programmierer arbeiten, soll 2009 das Projekt TIDE (Terrorist Identities Datamart Environment) ablösen, ein unter Oracle 10.1 laufendes relationales System.
Sowohl "Railhead" als auch TIDE als Superdatenbank angelegt, die ähnlich wie die deutsche Anti-Terror-Datei aus vielen angeschlossenen Datenbanksystemen gefüttert werden. In dem von Lockheed Martin entwickelten, derzeit im Einsatz befindlichen TIDE-System werden Daten aus 30 Datenbanken zusammengeführt, darunter auch aus Geheimdienstbeständen. In diesen Daten wird nach verdächtigen Relationen gefahndet.
Aus den von TIDE verarbeiten Daten werden nach Abzug geheimer Informationen beispielsweise die "No Fly-Lists" erstellt und via "TIDE Online" dem FBI und den Grenzbehörden übermittelt. Terrorfahnder, die mit TIDE arbeiteten, beklagten in der Vergangenheit die unflexible, SQL-basierte Suche des Systems. Unter dem Codenamen "Railhead" gewann die Boeing-Tochter Space and Intelligence Systems Mission den Auftrag, ein System zu entwickeln, dass die freie Suche in den Datenbeständen möglich macht. Die Entwickler entschieden sich für die XML-Plattform der Firma Mark Logic, die etwa bei der "Warrior Knowledge Base" der US-Armee zum Einsatz kommt.
Miller beruft sich bei seiner Anfrage auf einen Funktionstest des in der Entwicklung befindlichen "Railhead"-Systems, der vom Software Quality Center von Hewlett-Packard durchgeführt wurde. Danach soll "Railhead" nur 148 von 216 Suchaufgaben erfolgreich bewältigt haben. 26 Aufgaben seien nur teilweise gelöst worden, bei 42 sei das System gescheitert.
Die HP-Tester bemängelten insbesondere fehlende Möglichkeiten, mit Booleschen Verknüpfungen wie "oder", "und", oder "nicht" komplexe Suchvorgänge zu starten. Außerdem wurde die mangelhafte Namenssuche kritisiert, die bei arabischen Namen keine Möglichkeiten zulassen soll, Schreibvarianten eines Namens in die Suche einzubeziehen. In seinem offenen Brief bewertet der Abgeordnete Miller die HP-Ergebnisse als katastrophale Fehler und warnt davor, dem seiner Ansicht nach gescheiterten IT-Projekt Millionen hinterherzuwerfen.
Auf Millers Brief an den Generalinspekteur hat das für das Projekt zuständige National Counterterrorism Center bislang nur mit einer kurzen Mitteilung reagiert. Das Projekt sei im Plan, die nationale Sicherheit sei nicht in Gefahr und der Abgeordnete sei ohnehin nicht in den geheimen Gremien, die das Projekt beaufsichtigen, heißt es in der Antwort, die nicht auf die Tests im Einzelnen eingeht.(Quelle:Heise.de)

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