CHARLES MANSON - Polizei will Mörder-Mythos endgültig begraben
Fast vierzig Jahre ist es her, dass Charles Manson und seine satanistische Sekte Amerika und die Welt mit einer Serie bestialischer Morde schockierten. Obwohl alle Täter gefasst wurden, blieben viele Fragen offen: Jetzt sucht die Polizei mit Ausgrabungen nach weiteren möglichen Opfern.
Für viele Amerikaner ist Charles Manson ein düsterer Mythos, eine Verkörperung des Bösen schlechthin. Berühmt und berüchtigt war er als selbst stilisierter Messias einer satanistisch-rassistisch orientierten Hippie-Sekte geworden, die 1969 eine Serie bestialischer Morde verübte. Obwohl sowohl Manson, als auch alle an den Morden beteiligten Sektenmitglieder gefasst wurden, wurde nie geklärt, wie viele Menschenleben der kollektive Amoklauf der sogenannten Manson Family wirklich gekostet hatte. Jetzt rollt die Polizei den Fall einmal mehr auf, nachdem Hinweise auf vergrabene Leichen auf Mansons ehemaliger Farm aufgetaucht waren.
Auch die hat ihren Platz in Amerikas Mythen und Pop-Kultur gefunden: Der Show-down der Manson Family fand mythenträchtig auf der Barkers Ranch im Death Valley Nationalpark statt. In Mansons abgedrehter, mit Elementen satanischer Religiosität und neonazistischer Rassen-Ideologie geladener Endzeit-Botschaft war der Ort zentral: In einer Höhle unter der Wüste, predigte er seinen von Drogen enthirnten Jüngern, liege ein Eingang zum Paradies. Jesus und die Beatles würden die Family am Ende der Zeit nach Eden führen.
Zunächst aber gab es Morde zu erledigen, denn die angekündigte Endzeit wollte einfach nicht einsetzen. Manson erklärte, da müsse man nachhelfen: Mit gezielten Morden an reichen Weißen und armen Schwarzen, um die aufeinander zu hetzen. Manson selbst agierte als Regisseur des folgenden Amoklaufs, er tötete durch seine Jünger: Nach einem Einzelmord durch einen Anhänger und einen versuchten Mord durch Manson selbst erfolgte der erste spektakuläre Gruppenmord im August 1969.
Die Tate-Morde: Ein amerikanisches Trauma
Manson schickte drei Sektenmitglieder zum Haus des Regisseurs Roman Polanski, um dort alle Anwesenden zu töten. Polanski war nicht da, wohl aber seine hoch schwangere Frau Sharon Tate sowie vier weiter Personen: Die Sektierer fesselten sie und schlachteten sie daraufhin regelrecht ab, einige der Opfer mit mehreren Dutzend Messerstichen. Am Folgetag starben zwei weitere Menschen.
Sicher ist, dass die Manson Family weitere Morde plante und einige Attacken vollführte. Bei bis zu sechs bis heute ungeklärten Morden gelten die Sektierer als verdächtig. Darüber hinaus aber hielten sich seit nun fast vierzig Jahren Gerüchte, es gäbe noch etliche weitere Opfer - verscharrt auf der Barkers Ranch. Obwohl alle verurteilten Mitglieder der ursprünglichen Manson-Family lebenslange Haftstrafen verbüßen - auch Charles Manson lebt noch und sitzt in einem kalifornischen Hochsicherheits-Gefängnis - gab es von ihnen nie mehr als kryptische Andeutungen.
Mit den Verhaftungen zwischen August und Dezember 1969 kam der Manson-Wahnsinn allerdings auch längst noch nicht zu seinem Ende. Die Sekte lebte noch einige Jahre fort, noch 1975 versuchte die Manson-Anhängerin Lynette Fromme den damaligen US-Präsidenten Gerald Ford zu ermorden. Im Vorfeld zu diesem verhinderten Attentat waren mehrere Personen im Umfeld der Rest-Sekte spurlos verschwunden, auch ihr Schicksal ist bis heute ungeklärt.
Mörder und Mythos
Den aus dieser Gemengelage entstandenen Mythen-Sumpf wollten im Februar 2008 Forensiker der Polizei von Los Angeles sowie Experten vom Oak Ridge National Laboratory und Daniel Larson, der Chef-Archäologe der California State University endgültig trocken legen. Am 24.2. begannen sie, das Gelände mit einem Spürhund und forensischen Spezialwerkzeugen zu untersuchen. Bis Mitte März fanden sie erst zwei mögliche Gräber, bis Ende dieser Woche schließlich fünf. Am späten Freitagabend erfolgte die behördliche Genehmigung, auf der Barkers Ranch noch im Mai mit Ausgrabungen zu beginnen.
Die örtliche Polizei sieht die Ausgrabungen als Chance, "ein für allemal sicher zu stellen, ob von der Manson Family auf der Barkers Ranch nun Opfer vergraben wurden oder nicht", wie der örtliche Sheriff Bill Lutze in einem knappen Statement klar machte. Der Subtext ist klar: der Mann will endlich Ruhe schaffen.
Denn für viele ist Manson nicht nur der Inbegriff des Bösen, sondern gerade darum faszinierend. Bei "Murderauction", einer äußerst morbiden Online-Auktionsplattform, auf der "Devotionalien" bekannter Mörder versteigert werden, kommen derzeit mindestens 78 mit der Manson-Family verbundene Gegenstände unter den Hammer. Die Auktion einer Haarlocke von Charles Manson steht dort derzeit bei 3500 Dollar - kein kleiner Preis, wenn man bedenkt, dass Manson da über einen nachwachsenden Rohstoff verfügt.
Wer das pervers findet, kann sich über Mansons Widerhall in Amerikas Popkultur nur noch wundern. Gerade in der Musik wimmelt es von Referenzen an den knapp über 1,60 Meter kleinen Verbrecher, der auch schon vor seiner Karriere als mörderischer Sektenführer das Gros seines Lebens hinter Gittern verbracht hatte. Seine erste Haftstrafe verbüßte er mit 16 Jahren, als er unter anderem wegen Vergewaltigung und Zuhälterei verurteilt wurde.
Wahrlich ein seltsames "Vorbild", was den Musiker Brian Hugh Warner nicht davon abhielt, Manson zum Teil seines Künstlernamens zu machen: Marilyn Manson ist da aber kein Einzelfall. Zahlreiche Rockgruppen, darunter Guns N' Roses und System of a Down, widmeten ihm Lieder, andere vertonten Texte von Manson. Fotos von ihm finden sich auf T-Shirts und Tassen, die von seinen Sektenmitgliedern mit dem Blut der Opfer geschriebenen, an den Tatorten hinterlassenen Botschaften gehören zu den Standard-Tattoos amerikanischer Gang-Mitglieder.
Für viele Amerikaner ist Charles Manson ein düsterer Mythos, eine Verkörperung des Bösen schlechthin. Berühmt und berüchtigt war er als selbst stilisierter Messias einer satanistisch-rassistisch orientierten Hippie-Sekte geworden, die 1969 eine Serie bestialischer Morde verübte. Obwohl sowohl Manson, als auch alle an den Morden beteiligten Sektenmitglieder gefasst wurden, wurde nie geklärt, wie viele Menschenleben der kollektive Amoklauf der sogenannten Manson Family wirklich gekostet hatte. Jetzt rollt die Polizei den Fall einmal mehr auf, nachdem Hinweise auf vergrabene Leichen auf Mansons ehemaliger Farm aufgetaucht waren.
Auch die hat ihren Platz in Amerikas Mythen und Pop-Kultur gefunden: Der Show-down der Manson Family fand mythenträchtig auf der Barkers Ranch im Death Valley Nationalpark statt. In Mansons abgedrehter, mit Elementen satanischer Religiosität und neonazistischer Rassen-Ideologie geladener Endzeit-Botschaft war der Ort zentral: In einer Höhle unter der Wüste, predigte er seinen von Drogen enthirnten Jüngern, liege ein Eingang zum Paradies. Jesus und die Beatles würden die Family am Ende der Zeit nach Eden führen.
Zunächst aber gab es Morde zu erledigen, denn die angekündigte Endzeit wollte einfach nicht einsetzen. Manson erklärte, da müsse man nachhelfen: Mit gezielten Morden an reichen Weißen und armen Schwarzen, um die aufeinander zu hetzen. Manson selbst agierte als Regisseur des folgenden Amoklaufs, er tötete durch seine Jünger: Nach einem Einzelmord durch einen Anhänger und einen versuchten Mord durch Manson selbst erfolgte der erste spektakuläre Gruppenmord im August 1969.
Die Tate-Morde: Ein amerikanisches Trauma
Manson schickte drei Sektenmitglieder zum Haus des Regisseurs Roman Polanski, um dort alle Anwesenden zu töten. Polanski war nicht da, wohl aber seine hoch schwangere Frau Sharon Tate sowie vier weiter Personen: Die Sektierer fesselten sie und schlachteten sie daraufhin regelrecht ab, einige der Opfer mit mehreren Dutzend Messerstichen. Am Folgetag starben zwei weitere Menschen.
Sicher ist, dass die Manson Family weitere Morde plante und einige Attacken vollführte. Bei bis zu sechs bis heute ungeklärten Morden gelten die Sektierer als verdächtig. Darüber hinaus aber hielten sich seit nun fast vierzig Jahren Gerüchte, es gäbe noch etliche weitere Opfer - verscharrt auf der Barkers Ranch. Obwohl alle verurteilten Mitglieder der ursprünglichen Manson-Family lebenslange Haftstrafen verbüßen - auch Charles Manson lebt noch und sitzt in einem kalifornischen Hochsicherheits-Gefängnis - gab es von ihnen nie mehr als kryptische Andeutungen.
Mit den Verhaftungen zwischen August und Dezember 1969 kam der Manson-Wahnsinn allerdings auch längst noch nicht zu seinem Ende. Die Sekte lebte noch einige Jahre fort, noch 1975 versuchte die Manson-Anhängerin Lynette Fromme den damaligen US-Präsidenten Gerald Ford zu ermorden. Im Vorfeld zu diesem verhinderten Attentat waren mehrere Personen im Umfeld der Rest-Sekte spurlos verschwunden, auch ihr Schicksal ist bis heute ungeklärt.
Mörder und Mythos
Den aus dieser Gemengelage entstandenen Mythen-Sumpf wollten im Februar 2008 Forensiker der Polizei von Los Angeles sowie Experten vom Oak Ridge National Laboratory und Daniel Larson, der Chef-Archäologe der California State University endgültig trocken legen. Am 24.2. begannen sie, das Gelände mit einem Spürhund und forensischen Spezialwerkzeugen zu untersuchen. Bis Mitte März fanden sie erst zwei mögliche Gräber, bis Ende dieser Woche schließlich fünf. Am späten Freitagabend erfolgte die behördliche Genehmigung, auf der Barkers Ranch noch im Mai mit Ausgrabungen zu beginnen.
Die örtliche Polizei sieht die Ausgrabungen als Chance, "ein für allemal sicher zu stellen, ob von der Manson Family auf der Barkers Ranch nun Opfer vergraben wurden oder nicht", wie der örtliche Sheriff Bill Lutze in einem knappen Statement klar machte. Der Subtext ist klar: der Mann will endlich Ruhe schaffen.
Denn für viele ist Manson nicht nur der Inbegriff des Bösen, sondern gerade darum faszinierend. Bei "Murderauction", einer äußerst morbiden Online-Auktionsplattform, auf der "Devotionalien" bekannter Mörder versteigert werden, kommen derzeit mindestens 78 mit der Manson-Family verbundene Gegenstände unter den Hammer. Die Auktion einer Haarlocke von Charles Manson steht dort derzeit bei 3500 Dollar - kein kleiner Preis, wenn man bedenkt, dass Manson da über einen nachwachsenden Rohstoff verfügt.
Wer das pervers findet, kann sich über Mansons Widerhall in Amerikas Popkultur nur noch wundern. Gerade in der Musik wimmelt es von Referenzen an den knapp über 1,60 Meter kleinen Verbrecher, der auch schon vor seiner Karriere als mörderischer Sektenführer das Gros seines Lebens hinter Gittern verbracht hatte. Seine erste Haftstrafe verbüßte er mit 16 Jahren, als er unter anderem wegen Vergewaltigung und Zuhälterei verurteilt wurde.
Wahrlich ein seltsames "Vorbild", was den Musiker Brian Hugh Warner nicht davon abhielt, Manson zum Teil seines Künstlernamens zu machen: Marilyn Manson ist da aber kein Einzelfall. Zahlreiche Rockgruppen, darunter Guns N' Roses und System of a Down, widmeten ihm Lieder, andere vertonten Texte von Manson. Fotos von ihm finden sich auf T-Shirts und Tassen, die von seinen Sektenmitgliedern mit dem Blut der Opfer geschriebenen, an den Tatorten hinterlassenen Botschaften gehören zu den Standard-Tattoos amerikanischer Gang-Mitglieder.
Die Ausgrabungen auf der Barkers Ranch sollen am 20. Mai beginnen, und natürlich unter strengen Sicherheitsvorschriften. Für vier Tage wird das Gelände weiträumig abgesperrt. Egal, ob dabei menschliche Überreste gefunden werden oder nicht, dass damit die Geschichte um den Manson-Clan zu einem Ende kommt, ist unwahrscheinlich: Das Interesse an dem abgedrehten Sektenführer und seinen kruden Botschaften dürfte einmal mehr aufleben.(Quelle:Spiegel.de)
2 Kommentare:
Hier noch ein - meines Erachtens - guter Artikel über Charles Manson und den aktuellen Stand der Dinge:
Der Gott des Gemetzels
Yep, Dein Link ist auch gut.
Thanx,
M.
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