Montag, Januar 25, 2010

HP macht Apples iTunes Konkurrenz

Hewlett-Packard, der größte PC-Hersteller der Welt, steigt in Europa in den Verkauf von Musik-Downloads ein. Während die Musikbranche weiter unter ihrer Krise ächzt, bleibt Musik für viele Tech-Unternehmen das Mittel der Wahl, um zusätzliche Umsätze zu generieren. HP setzt auf das Modell Flatrate.

Ab sofort sollen 16 der populärsten PC-Modelle des Herstellers Hewlett-Packard für den Konsumentenmarkt in Europa mit einer Vorinstallation des MusicStation-Services des britischen Anbieters Omnifone ausgeliefert werden. Das Technologieunternehmen ist darauf spezialisiert, Downloadshops für Kunden aufzusetzen und zu managen: Die Briten verfügen über einen Zugriff auf die Datenbanken aller großen Labels und einiger kleiner.

Der HP-Omnifone-Service setzt auf das gleiche Modell wie Napster: Geboten wird eine Flatrate für rund zehn Euro im Monat, die die Kosten für die Nutzung aller in den Datenbanken angebotenen Musik abdeckt. Anders als bei Napster gehen zudem zehn Stücke im Monat permanent in den Besitz des Abonnenten über, der Rest der Downloads erlischt nach Beendigung des Abonnements. Möglich macht das ein DRM-System, das nicht nur Kopien verhindert, sondern auch die Gültigkeit des Vertrages überprüft. Angeboten wird die technische Plattform sowohl für Desktop-PC als auch für mobile Geräte.

Damit konkurriert HP, noch immer die Nummer 1 unter den PC-Herstellern der Welt, unmittelbar mit Napster und mittelbar mit Apples iTunes Store. Den hob Apple einst als reinen Downloadshop aus der Taufe, inzwischen verfügt Apple aber auch über Verleih-Features, allerdings bisher nicht im Musikbereich.

HP betritt mit dem Schritt kein Neuland: In den Vereinigten Staaten kooperiert der PC-Hersteller seit längerem mit dem hierzulande nicht vertretenen Musikservice Rhapsody. In Europa deckt das neue Angebot vorerst zehn Kernmärkte einschließlich Deutschland ab. Bemerkenswert ist es vor allem aufgrund des Marktgewichtes von HP und des Bequemlichkeitsfaktors: Erfahrungsgemäß wird vorinstallierte Software stärker genutzt als Programme und Services, die man erst herunterladen und installieren muss. Das könnte HPs MusicStation-Service mittelfristig einen Vorteil gegenüber Konkurrenten wie Napster oder Spotify bieten. Kunden will HP mit einem Schnupperangebot locken, indem es die Nutzung des Dienstes für eine 14-tägige Probephase kostenfrei anbietet.

Je größer der Kuchen wird, desto mehr wollen naschen

Große und schnelle Marktbewegungen sind trotzdem nicht zu erwarten. In Deutschland teilen sich mit Apples iTunes und dem Musicload der Deutschen Telekom zwei Dickschiffe das Gros des digitalen Musik-Download-Marktes, auf dem dann noch bekannte Player wie Amazon, große Elektronikketten und mehrere hundert weitere kleine Shops um teils marginale Marktanteile konkurrieren. Und die Zahl der Shops und Distributionswege wächst. Längst sind auch Handy-Hersteller ("Nokia Music Store") dabei, neben Hardware-Herstellern wie HP entwickeln auch immer mehr Inhalte-Services entsprechende Ambitionen. Zuletzt meldete sich YouTubes Patrick Walker zu Wort und verwies darauf, dass die kostenpflichtige Verbreitung von Live-Konzerten zu einem finanziellen Standbein für die beim Publikum enorm erfolgreiche, nach wie vor aber defizitäre Videoplattform werden könne.

Denn der digitale Kuchen wächst, obwohl die Musikbranche insgesamt nach wie vor unter ihrer existenzbedrohenden Krise leidet: Weltweit verlor der Markt nach Auskunft der internationalen Lobbyorganisation IFPI im vergangenen Jahr noch einmal zehn Prozent Umsatz, in den vergangenen fünf Jahren brach er um rund ein Drittel ein. Weit steiler steigen die Umsätze mit Downloads, auch wenn sie die Verluste bisher nicht wettmachen können: Im vergangenen Jahr erreichten sie 27 Prozent der Gesamtumsätze der Musikindustrie. Ein Wert, der vor allem durch den Anteil am US-Markt (40 Prozent) verzerrt wird: Hierzulande werden etwa 15 Prozent des Umsatzes mit Downloads gemacht. Was Player wie HP, YouTube oder Nokia aber lockt, ist das steile Wachstum des Marktsegmentes: In Deutschland lag es Schätzungen zufolge im vergangenen Jahr bei 18 Prozent. Das verspricht, dass auch die Krümel größer werden, die die Marktgrößen vom Kuchen übrig lassen.

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