Montag, Mai 05, 2008

CD-Brennen schadet der Musikindustrie mehr als Filesharing

Rippen von Musikalben und die Erstellung von Kopien von CDs ist für die Jugendlichen etwas völlig Selbstverständliches geworden. Wie eine aktuelle Studie der britischen Organisation Britisch Music Rights (BMR) zeigt, gehört es für 95 Prozent der Teenager zum Alltag, Musik zu Hause zu kopieren, anstatt diese käuflich zu erwerben. Mehr als fünfzig Prozent lädt Musik auf die Festplatten von Freunden und ein noch größerer Teil tauscht kopierte CDs aus. Laut den Ergebnissen der Studie ist das Offline-Kopieren weitaus schädlicher für die Musikindustrie als das ach so böse und oftmals in der Öffentlichkeit beklagte Filesharing.
Der Chef von BMR und frühere Sänger der Gruppe Undertones, Feargal Sharkey, fordert daher, dass sich die Plattenindustrie besser auf die heutigen Bedürfnisse der Konsumenten einstellen müsse. Ansonsten seien ernsthafte Auswirkungen auf die nächsten Generationen von Musikern zu befürchten.
Er schlägt vor, die Industrie solle sich von den alten Strukturen lösen und hält auch von den bestehenden Abo-Modellen im Internet nur wenig. Auch die Fokussierung auf die Bestrafung von Filesharern sei ein Fehler. Denn laut BMR-Studie ist insbesondere bei 18- bis 24-Jährigen das CD-Brennen weitaus populärer als die Online-Downloads. Zwei Drittel der jungen Leute gab an, monatlich mindestens fünf CDs von Freunden kopiert zu haben.
Kopfschmerzen bereitet den Erstellern der Studie die Tatsache, dass eine Kopie so derart schnell vonstattengeht. Binnen weniger Minuten kann der Inhalt einer Audio-CD heruntergezogen werden. Komplette Alben werden in kürzester Zeit von Festplatte zu Festplatte oder direkt auf USB-Sticks oder MP3-Player überspielt. Bezahlt haben die britischen Musikfreunde dabei durchschnittlich nur jeden zweiten Track. Sharkey betont dennoch, es geht ihm nicht darum, junge Musikfans zu kritisieren, sondern darum, neue Geschäftsmodelle zu schaffen. Und zwar solche, die zum Verhalten dieser Generation besser passen und ihren Bedürfnissen entgegenkommen würden.
Welche Modelle die Musikfirmen wirklich umsetzen werden, bleibt dabei unklar. Die Meinungen diesbezüglich gehen weit auseinander. Während der kanadische Songwriter-Verband nach einer Filesharing-Flatrate fordert, zeigen sich die großen Musikverbände eher vorsichtig. Auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen dürfe es
keine Tabus geben. Einem Großteil der jungen Leute, die Musik kopieren, haben kein Unrechtsbewusstsein, so beklagen sich die Macher der Studie weiter. Über die Hälfte der Befragten gab an, sich darüber im Klaren zu sein, dass sie viele Stücke illegal kopieren und anhören würden. Trotzdem würden sie es auch weiterhin tun.
Eine Handtasche zu klauen oder in ein Geschäft einzubrechen ist für sie noch immer etwas anderes als einer nicht lizenzierten MP3 zu lauschen.

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