Donnerstag, April 03, 2008

P2P: Beweissicherung: Wie die Ermittler vorgehen

Die Ermittler arbeiten Listen mit Interpreten ab, die bei den großen deutschen Plattenfirmen unter Vertrag sind, und suchen nach Tauschbörsennutzern, die Titel dieser Künstler anbieten. Ein paar Hundert Titel müssen es dabei schon sein, die genaue Grenze will aber niemand aus Lüngens Team verraten.

Dokumentation des User-Verhaltens

Überschreitet ein Nutzer diese Grenze, protokollieren die Ermittler haarklein, in welchem Peer-to-Peer-Netzwerk wann welche Musik in welchem Umfang angeboten wurde. Sie machen Screenshots der gesamten Musikliste – und wenn es 10 000 Lieder sind. Die IP-Adresse selbst wird festgehalten, denn nur mit ihr lässt sich der Nutzer identifizieren.
Die Ermittler protokollieren User-Hashs – dies sind aus P2P-Client und MAC-Adresse des PCs errechnete, digitale Fingerabdrücke, die Nutzer als alte Bekannte identifizieren, auch wenn sie mit einer anderen IP-Adresse ihre Musik feilbieten.

Bis zu 150 Fälle pro Tag

Die Mitarbeiter laden zwei Titel zur Probe herunter, die sie komplett anhören müssen, egal ob Teenie-Pop von „Tokio Hotel“ oder Schlager von Andrea Berg. Ein spezielles Tool protokolliert dabei Sender und Empfänger jedes einzelnen Datenpaketes. Dieser Aufwand ist nötig: Es muss sich ganz sicher um die Originalversion des Songs handeln und der Download muss ganz sicher vom jeweiligen Verdächtigen stammen. Sonst könnte proMedia vor Gericht mit seinen Beweisen nichts anfangen.
Auf Netz und doppelten Boden legt Lüngen auch als Gutachter Wert: Wenn er im Auftrag der Staatsanwaltschaft Rechner untersucht, benutzt er eine Kopie der Festplatte. Die erstellt Lüngen mit einem 10 000 Euro teuren forensischen System, das kein einziges Bit verändert. „Sonst heißt es dann, ich würde jemandem noch Raubkopien unterjubeln.“
Trotz des Aufwandes erwischen die Fahnder täglich 120 bis 150 Tauschbörsennutzer, die sie noch nicht in ihrer Datenbank haben. Ihre Daten werden zweimal täglich auf eine Festplatte gespielt und in die Kanzlei von Clemens Rasch gebracht. Der setzt dann die Mühlen der Justiz in Bewegung.

„Die kriegen wir auch noch“

Der Aufwand scheint sich zu lohnen. Lüngen glaubt, einen Rückgang der Tauschbörsenaktivitäten zu beobachten: „Vor einem Jahr hatte BearShare 1,2 Millionen aktive Nutzer. Heute sind es noch 400 000. Und ich bin davon überzeugt, das ist unser Verdienst.“ Dass viele zu anderen Systemen abwandern und Direct-Downloader wie RapidShare nutzen, ist Lüngen egal: „Im Moment sind die da sicher. Aber die kriegen wir auch noch.“ ProMedia hat eine Schnittstelle zu RapidShare und löscht Verzeichnisse mit Musik manuell – ohne Konsequenzen für die Uploader.
In Zukunft wollen Rasch und Lüngen vom RapidShare-Betreiber die Log-Dateien der Uploader einfordern. Dank Vorratsdatenspeicherung, so Lüngen, bleibe mehr Zeit zum Ermitteln des Anschlussinhabers. Auch der Anwalt Clemens Rasch freut sich über diese Tendenz: „Es ist gar nicht so schlimm, wenn die Fälle wieder kniffliger werden“, sagt er. „Der Aufwand pro Treffer steigt zwar, doch wenn man dann einen hochnimmt, ist es garantiert ein dicker Fisch. Auch wenn das komisch klingt: Aber ich hätte es gerne mal wieder mit so richtigen Piraten zu tun.“




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6 Kommentare:

Anonymous Anonym meinte...

Du bist ja die letzten Wochen hier sehr fleißig.

Liebe grüße A.

11:26 PM  
Anonymous Anonym meinte...

Hallo liebe A.,
man tut, was man kann :-)

11:23 AM  
Anonymous Anonym meinte...

Schön das Dir hier nicht die Themen ausgehen mein Lieber.
;-) A.......

2:16 AM  
Blogger megablaster meinte...

Ich finde immer ein Thema, das weißt Du doch ;-)

9:22 AM  
Blogger megablaster meinte...

Und lange wach bist Du immer noch... :-D

9:42 AM  
Anonymous Anonym meinte...

;-) Ja Du warst immer schon sehr Kommunikativ.
A.

12:28 PM  

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