Montag, September 01, 2008

Nachbarschaftsportal von deutschen Providern aus nicht mehr erreichbar

Nach diversen Fällen von Datenmissbrauch der letzten Wochen fordern Daten- und Verbraucherschützer einen besseren Datenschutz. In der darauf folgenden öffentlichen Diskussion wurde die Wirksamkeit des Datenschutzes einige Male in Frage gestellt. Ein besonders schlechtes Licht fiel dabei auf das amerikanische Nachbarschaftsportal rottenneighbor.com. Seit diesem Wochenende ist die Webseite von den größten deutschen Internetprovidern aus nicht mehr erreichbar. Zufall oder freiwillige Internetzensur?
Auf rottenneighbor.com können Benutzer auf der Basis der Google Maps-Karten Informationen über ihre Nachbarn eintragen. Dabei unterscheidet man zwischen "rotten neighbors" und "rad neighbors", also schlechten und guten Nachbarn. Dabei können beliebige Informationen, also auch sehr persönliche Informationen, angegeben werden. So beschrieben Internetnutzer das Reichstagsgebäude zum Beispiel mit "korrupte Schurken, Gauner und Ganoven" und markierten es als schlechten Nachbarn. Andere fügten sich selbst mit der Bemerkung "Hier wohne ich" als guten Nachbar ein. Von Medien und Datenschützern wurde die Internetseite oft als "digitaler Pranger" kritisiert. Die größten deutschen Internetprovider nahmen das nun offenbar zum Anlass, den Zugang auf dieses Webportal stillschweigend zu unterbinden.
Die gulli:news-Redaktion konnte die Blockade bei der Telekom, 1&1 und Alice DSL bestätigen. Außerdem soll die Seite von Arcor, KabelDeutschland, O2 DSL, Strato/Freenet, UnityMedia und Versatel ebenfalls nicht erreichbar sein. Bisher unbestätigt ist jedoch, ob es sich dabei um eine technische Panne oder eine bewusste Zensuraktion handelt. Wer nämlich auf die Seite zugreifen will, der kann das weiterhin mithilfe eines unabhängigen Proxy-Servers tun, wie beispielsweise dem freien Anonymisierungsdienst Tor, wie es in Zensurländern wie China bereits gang und gäbe ist.
Vor einigen Tagen hatte sich die Landesmedienanstalt Nordrhein-Westfalen bei Google beschwert. Da Google mit dem Kartendienst Google Maps einen wesentlichen Teil der Infrastruktur für den Nachbarschaftspranger stellt, sei Google mitverantwortlich für Datenschutzverstöße dieser Art. Google hatte sich jedoch geweigert, den Betreibern die Nutzung ihrer Karten zu untersagen, da diese allen Nutzern zur freien Verfügung stehen. Ob die Landesmedienanstalt nun die Zensur des Internetportals veranlasst hat, es sich um freiwillige Zensur der Provider oder nur um einen weit verbreiteten technischen Fehler handelt, ist zur Zeit unklar.(Quelle:Heise.de)

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