IETF kümmert sich um den P2P-Datenverkehr
Die Internet Engineering Task Force (IETF) hat sich bisher mit der Standardisierung von Peer-to-Peer-Anwendungen (P2P) zurückgehalten, wie sie unter anderem für das Filesharing oder für einzelne TV-Streamingangebote eingesetzt werden. Nun aber soll sich eine Arbeitsgruppe daranmachen, den Datenverkehr von P2P-Teilnehmern effektiver zu gestalten. Auf dem Entwickler-Treffen in Dublin gab es zwar noch Gegenstimmen, die einem Protokoll zur "Application-Layer Traffic Optimization" ALTO nichts abgewinnen konnten. Jon Peterson, einer der IETF-Bereichschefs für "Intrastrukturfragen und Echtzeitanwendungen" bei der IETF, warnte aber, das Problem dürfe nicht aufgeschoben werden. Peterson verwies in Dublin dabei auf das erklärte Interesse der P2P-Unternehmen wie BitTorrent.
50 bis 80 Prozent des Datenverkehrs besteht aus P2P, Tendenz steigend, zum Ärger mancher Internet Service Provider wie Comcast. Comcasts Filterung von BitTorrent-Datenverkehr ist nur ein Beispiel für das Verhalten der Netzwerkbetreiber. Bei einem IETF-Workshop im Mai präsentierten beide Seiten ihre Vorstellungen für Abhilfe mit Hilfe eines "Orakels". Comcast hat sich überdies bereits im März mit BitTorrent zusammengetan, um gemeinsam Möglichkeiten fürs Netzwerkmanagement zu erarbeiten.
Im Zentrum der jetzt geplanten IETF-Arbeit steht ein Mechanismus, der eine Anfrage eines P2P-Nutzers nach dem besten P2P-Knotenpunkt beantworten kann. Damit soll das Problem behoben werden, dass der P2P-Client große Umwege auf dem Weg zu einem Server geht, der den gewünschten Inhalt vorhält. Ein Server in Dublin könnte so einen gesuchten Inhalt von einem Server in Tokyo beziehen, obwohl er auch bei einem Server in London verfügbar wäre, erläuterte einer der IETF-Experten heute.
Es gibt einige mögliche Lösungen: Die P4P-Arbeitsgruppe der Universität Yale hat erste Tests in den Netzen von Verizon und Telefonica veranstaltet. Auf der anderen Seite des Atlantiks versucht sich ein von der EU gefördertes Forschungsprojekt an einer Lösung für Network-Aware P2P-TV Application over Wise Networks. Im Frühjahr präsentierte die Berliner Informatikprofessorin Anja Feldmann außerdem das Konzept eines Orakel-Servers, der eine Rating-Liste für den nächstliegenden P2P Knotenpunkt liefert.
Alles, was mit dem Rating von P2P-Knoten zu tun hat, will die IETF unangetastet lassen. Standardisiert werden soll im ersten Schritt das Interface zwischen P2P-Applikationen und dem externen "Auskunft-" oder "Orakel"-Server, der über den naheliegendsten, mächtigsten oder schnellsten P2P-Server informiert. Entgegen eines Vorstoßes der Recording Industry of America Association (RIAA) beim IETF-Workshop wollen sich die IETF-Entwickler schon in der geplanten Aufgabenbeschreibung der ALTO-Arbeitsgruppe von der Idee distanzieren, irgendwelche rechtlichen Fragestellungen – etwa die Frage nach illegalen Downloads und deren Blockierung durch einen "Orakel"-Server – zu betrachten.
Die Distanzierung zeigt allerdings implizit, wie sensibel das Thema ist. Die beim Orakel-Server auflaufenden Anfrage-Daten der Nutzer könnten auch andere Begehrlichkeiten wecken. Datenschutzfragen stehen daher prominent auf der Liste von ALTO. "Würde es nicht einfach ausreichen, für ausreichend Bandbreite zu sorgen," fragte der SIP-Experte Henry Sinnreich heute in Dublin mit Blick auf eine mögliche Alternativlösung zur Verkehrsleitung und -überwachung.
Ein weiterer SIP-Experte, Henning Schulzrinne von der Columbia University, strich dagegen die Möglichkeit heraus, für den Endnutzer mehr Kontrolle über die Kosten seines Datenverkehrs zu geben. Aktuell stehe der Nutzer vor der wenig erfreulichen Wahl, eine teure Rechnung für P2P-Datenverkehr zu riskieren. An seiner Universität sei es üblich, den Zugang zu sperren, wenn die regulären 252 Gigabyte im Monat aufgebraucht seien. Die ALTO-Architektur könne dafür sorgen, dass dem Nutzer Wahlmöglichkeiten und Preisangaben transparent gemacht werden, meint Schulzrinne. Kernthema für ALTO sei nicht Abhilfe bei Hochlastzeiten, vielmehr gehe es letztlich allein um die Frage der Ökonomie.(Quelle:Heise.de)
50 bis 80 Prozent des Datenverkehrs besteht aus P2P, Tendenz steigend, zum Ärger mancher Internet Service Provider wie Comcast. Comcasts Filterung von BitTorrent-Datenverkehr ist nur ein Beispiel für das Verhalten der Netzwerkbetreiber. Bei einem IETF-Workshop im Mai präsentierten beide Seiten ihre Vorstellungen für Abhilfe mit Hilfe eines "Orakels". Comcast hat sich überdies bereits im März mit BitTorrent zusammengetan, um gemeinsam Möglichkeiten fürs Netzwerkmanagement zu erarbeiten.
Im Zentrum der jetzt geplanten IETF-Arbeit steht ein Mechanismus, der eine Anfrage eines P2P-Nutzers nach dem besten P2P-Knotenpunkt beantworten kann. Damit soll das Problem behoben werden, dass der P2P-Client große Umwege auf dem Weg zu einem Server geht, der den gewünschten Inhalt vorhält. Ein Server in Dublin könnte so einen gesuchten Inhalt von einem Server in Tokyo beziehen, obwohl er auch bei einem Server in London verfügbar wäre, erläuterte einer der IETF-Experten heute.
Es gibt einige mögliche Lösungen: Die P4P-Arbeitsgruppe der Universität Yale hat erste Tests in den Netzen von Verizon und Telefonica veranstaltet. Auf der anderen Seite des Atlantiks versucht sich ein von der EU gefördertes Forschungsprojekt an einer Lösung für Network-Aware P2P-TV Application over Wise Networks. Im Frühjahr präsentierte die Berliner Informatikprofessorin Anja Feldmann außerdem das Konzept eines Orakel-Servers, der eine Rating-Liste für den nächstliegenden P2P Knotenpunkt liefert.
Alles, was mit dem Rating von P2P-Knoten zu tun hat, will die IETF unangetastet lassen. Standardisiert werden soll im ersten Schritt das Interface zwischen P2P-Applikationen und dem externen "Auskunft-" oder "Orakel"-Server, der über den naheliegendsten, mächtigsten oder schnellsten P2P-Server informiert. Entgegen eines Vorstoßes der Recording Industry of America Association (RIAA) beim IETF-Workshop wollen sich die IETF-Entwickler schon in der geplanten Aufgabenbeschreibung der ALTO-Arbeitsgruppe von der Idee distanzieren, irgendwelche rechtlichen Fragestellungen – etwa die Frage nach illegalen Downloads und deren Blockierung durch einen "Orakel"-Server – zu betrachten.
Die Distanzierung zeigt allerdings implizit, wie sensibel das Thema ist. Die beim Orakel-Server auflaufenden Anfrage-Daten der Nutzer könnten auch andere Begehrlichkeiten wecken. Datenschutzfragen stehen daher prominent auf der Liste von ALTO. "Würde es nicht einfach ausreichen, für ausreichend Bandbreite zu sorgen," fragte der SIP-Experte Henry Sinnreich heute in Dublin mit Blick auf eine mögliche Alternativlösung zur Verkehrsleitung und -überwachung.
Ein weiterer SIP-Experte, Henning Schulzrinne von der Columbia University, strich dagegen die Möglichkeit heraus, für den Endnutzer mehr Kontrolle über die Kosten seines Datenverkehrs zu geben. Aktuell stehe der Nutzer vor der wenig erfreulichen Wahl, eine teure Rechnung für P2P-Datenverkehr zu riskieren. An seiner Universität sei es üblich, den Zugang zu sperren, wenn die regulären 252 Gigabyte im Monat aufgebraucht seien. Die ALTO-Architektur könne dafür sorgen, dass dem Nutzer Wahlmöglichkeiten und Preisangaben transparent gemacht werden, meint Schulzrinne. Kernthema für ALTO sei nicht Abhilfe bei Hochlastzeiten, vielmehr gehe es letztlich allein um die Frage der Ökonomie.(Quelle:Heise.de)
Zum 72. IETF-Meeting siehe:
- Webseite der IETF zum Meeting in Dublin
Zum vorherigen 71. IETF-Meeting siehe:
- Netz ohne IPv4 – nicht viele Möglichkeiten zum Ausgehen
- Streit um neuen Standard für nicht-englischsprachige Domains
- IETF-Treffen kappt zeitweise alle IPv4-Verbindungen
- DNSSEC oder ...? Die Suche nach Absicherung gegen Angriffe auf DNS-Server
- Entwickler hoffen auf Verbreitung des Anti-Spam-Protokolls DKIM
- Maßnahmen gegen VoIP-Spam gesucht
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