Freitag, Februar 01, 2008

Organdiebstahl

Mindestens 500 Inder wurden Opfer eines Verbrechens, welches dem Begriff "Humankapital" eine unerwartete, böse und ganz wörtliche Bedeutung zufügt: Sie wurden zu Operationen gezwungen, in deren Verlauf ihnen eine Niere entfernt wurde.

Die indische Polizei spricht von einem Fall, der in dieser Dimension ohne Vorläufer sei. Verwickelt sind vier Ärzte, fünf Krankenschwestern, 20 Sanitäter, drei Privatkliniken, 10 Krankenhäuser und fünf Diagnose-Center, der Verdacht sei allerdings berechtigt, dass der Kreis jener, die stillschweigend von den Aktivitäten des Hauptverdächtigten Dr. Kumar Kenntnis hatten, noch größer ist.

Bislang kennt man solche Geschichten aus dem üblichen Vorrat an kursierenden Schreckensanekdoten, die das Leben unter gegenwärtigen Bedingungen auf besonders groteske und schrille Pointen zuspitzen. Die Enthüllung, die zur Zeit einen ganzen Subkontinent schockiert, zeigt nun aber, dass der Topos vom Mann, der ziemlich benommen an einem fremden Ort aufwacht und mit der Rückkehr seiner Lebensgeister feststellt, dass ihm ein Organ fehlt, für hunderte Inder zu einer realen Erfahrung geworden ist. Tagelöhner, Rikschafahrer und verarmte Farmer wurden Opfer mehrerer "Kidney Rings", welche die Männer mit der Aussicht auf besser bezahlte Jobs an Orte lockten, wo sie mit Waffen bedroht, betäubt und operiert wurden.
Auszug aus einer Fallgeschichte:
"Two weeks ago, he was approached by a bearded man as he waited at the early-morning labor market by the Old Delhi train station, he said. The man offered him an unusually generous deal: one and a half months’ work painting, for a little less than $4 a day, with free food and lodging. Mr. Mohammed said he was driven four or five hours, to a secluded bungalow, where he was placed in a room with four other young men, under the watch of two armed guards. “When I asked why I had been locked inside, the guards slapped me and said they would shoot me if I asked any more questions,” Mr. Mohammed said, lying in a hospital bed, wrapped in an orange blanket, clenching his teeth and shutting his eyes in pain. He said the men were given food to cook and periodically nurses would take blood samples. One by one, he said, they were taken away for operations."
Im Büro des Hauptverdächtigen wurden E-Mails von 48 Ausländern gefunden, die sich nach Transplantationen erkundigten. Bei den Klinik-Razzien entdeckte die indische Polizei fünf Ausländer aus Griechenland und den USA, die anscheinend auf eine Nierenverpflanzung warteten.

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