Mittwoch, November 19, 2008

Indische Fregatte versenkt Piratenschiff

Eskalation am Golf von Aden: Eine indische Fregatte ist vor der Küste Somalias von Seeräubern angegriffen worden. Die Marine schoss zurück und setzte das Piraten-Mutterschiff in Brand.

Neu Delhi - Seit dem 2. November patrouilliert die indische Fregatte "INS Tabar" in der Region, das Ziel: Handelschiffe vor Piraten-Attacken zu schützen. Jetzt wurde das Schiff selbst angegriffen. Somalische Seeräuber nahmen am Dienstagabend das Schiff unter Beschuss, hieß es am heuitgen Mittwoch in einer Erklärung der Regierung in Neu Delhi. "Die INS Tabar hat sich dem (Piraten-)Mutterschiff genähert und es aufgefordert, für eine Untersuchung zu stoppen", sagte ein Sprecher der indischen Marine.

Die Seeräuber hätten daraufhin gedroht, die Fregatte in die Luft zu sprengen. An Deck des Piratenschiffs hätten sich Maschinengewehre und Panzerabwehrraketen befunden, so der Sprecher. Daraufhin erwiderten die Soldaten in "einem Akt der Selbstverteidigung" das Feuer und lösten eine Explosion auf dem Piraten-Mutterschiff aus, hieß es. Es soll komplett zerstört worden sein. Später habe die Fregatte eines der Piraten-Schnellboote verfolgt, das dann verlassen aufgefunden wurde.

Am selben Tag wurde zudem ein thailändisches Fischerboot von Piraten entführt. Laut Internationaler Seefahrtsbehörde (IMB) befinden sich 16 Besatzungsmitglieder an Bord. Noel Choong vom Internationalen Überwachungszentrum für Piratenübergriffe in Kuala Lumpur sagte, das unter der Flagge von Kiribati fahrende Schiff habe einen Notruf gesendet, als es von zwei Schnellbooten verfolgt wurde. Die Funkverbindung sei dann allerdings abgebrochen. Die in Bahrain stationierte 5. Flotte der US-Marine habe ein Flugzeug in die Region entsandt, sagte eine Sprecherin.

Ebenfalls am Dienstag hatten Piraten vor Somalia den unter der Flagge von Hongkong fahrenden Frachter "Delight" aus dem Iran in ihre Gewalt gebracht. Laut Informationen der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua beförderte der Frachter mit seinen 25 Besatzungsmitgliedern 36.000 Tonnen Weizen.

Unklarheit über angebliche Entführung von griechischem Tanker

Verwirrung herrscht um das Schicksal eines griechischen Schiffes. Der griechische Rundfunk berichtete am Mittwoch, das Schiff mit 23 Mann an Bord sei das jüngste Opfer somalischer Piraten. Andrew Mwangura vom Ostafrikanischen Seefahrerhilfsprogramm erklärte ebenfalls, ihm lägen entsprechende Berichte vor. Es gebe aber keine Informationen über Namen oder Ziel.

Die griechische Küstenwache ließ dagegen verlauten, sie habe keinerlei Hinweise, dass ein griechisches Schiff gekapert worden sei. Auch das Internationale Schifffahrtsbüro (IMB) in Kuala Lumpur, das Meldungen über Seeräuberei aufnimmt, konnte den Bericht nicht bestätigen.

250 Millionen US-Dollar für die "Sirius Star"?

Große Besorgnis erregte die Entführung eines saudi-arabischen Tankers mit Rohöl im Wert von 100 Millionen Dollar an Bord am Samstag. Der Supertanker "Sirius Star" ist 330 Meter lang und so groß wie drei Fußballfelder - das größte Schiff, dass je in die Hand von Piraten geriet. An Bord befinden sich 25 Besatzungsmitglieder. Die Piraten sollen das Schiff inzwischen nach Somalia gebracht haben, wo es im Hafen von Haradheere vor Anker liegen soll. Die "Sirius Star" war im Auftrag der Reederei Vela International unterwegs, einer Tochter des saudiarabischen Konzerns Aramco.

Dem ostafrikanischen Hilfsprogramm zufolge sind bisher keine Lösegeldforderungen eingegangen. Auf einer somalischen Website soll jedoch bereits die Summe von 250 Millionen US-Dollar genannt worden sein. Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira zitiert am Mittwoch einen Mann, der eigenen Angaben zufolge zu den schwer bewaffneten Seeräubern gehört. Er habe gesagt, komme es zu einer Geldübergabe für die "Sirius Star", werde das Geld "maschinell nachgezählt". "Wir haben die notwendige Ausrüstung, um Falschgeld zu erkennen." Zur Höhe der Forderung machte er jedoch keine Angaben.

Der saudi-arabische Außenminister Prinz Saud al-Feisal sprach von einer "abscheulichen Tat". Nach einem Treffen mit der griechischen Außenministerin Dora Bakogianni sagte er: "Die Piraterie ist wie der Terrorismus eine Plage, die uns alle bedroht und gegen die wir alle gemeinsam vorgehen müssen."

Derzeit befinden sich 17 Schiffe mit mehr als 300 Besatzungsmitgliedern in der Hand von Piraten, darunter auch ein ukrainisches Schiff mit Panzern und Waffen an Bord.

Deutsche Fregatte vereitelt Piratenangriff auf britisches Schiff

Mindestens acht Schnellboote sollen zudem in der Region den britischen Tanker "Trafalgar" angegriffen haben. Laut dem britischen "Telegraph" sendete es einen Notruf aus, der von einer Fregatte der deutschen Marine gehört wurde, die rund zwölf Seemeilen entfernt im Golf von Aden patrouillierte. Die Fregatte schickte einen Helikopter, woraufhin die Piraten die Flucht ergriffen hätten, hieß es.

Die deutsche Fregatte "Karlsruhe" war bereits am Montag mit einem Marine-Hubschrauber dem äthiopischen Handelsschiff "Andinet" zur Hilfe geeilt, das von zwei Motorbooten attackiert wurde, teilte die Marine am Dienstag in Glücksburg mit.

Der britische Außenminister David Miliband äußerte sich besorgt zur Lage im Golf von Aden. Die Piraten stellten eine "erhebliche Gefahr für die Stabilität der Region" dar, sagte Miliband dem Sender BBC am Mittwoch. Die britische Marine habe eine führende Rolle im Kampf gegen die Piraterie. Miliband rief zudem dazu auf, die Crew des gekaperten saudischen Öl-Tankers "Sirius Star" sofort freizulassen.

Bundesregierung angeblich einig über Marineeinsatz gegen Piraten

Laut Informationen der "Welt" hat sich die Bundesregierung nach langem Streit über den rechtlichen Rahmen einer Bundeswehrbeteiligung an einer EU-Militäraktion gegen die Piraten vor Somalias Küste verständigt. Die Ministerien sollen sich der Zeitung zufolge auf ein Verfahren geeinigt haben, wonach die Marine gegen Piraten vorgehen darf.

Die vier beteiligten Ressorts Verteidigung, Außen, Innen und Justiz hätten sich auf Staatssekretärsebene geeinigt. Danach kann die Marine im Rahmen von "Atalanta", einer Mission im Rahmen der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) und unter Uno-Mandat, militärisch gegen Piraten vorgehen. Eine eventuelle Verhaftung von Piraten bliebe gleichwohl Polizeiaufgabe.

Wie die Zeitung weiter berichtet, will die Bundesregierung ein Vorgehen gegen Piraten vor Somalias Küste am 3. Dezember beschließen.

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