Montag, März 03, 2008

Kopierwut trifft aufs Handy!

Plagiate sind eine Spezialität aus Asien, sehr zum Ärger westlicher Konzerne. Nun trifft die Kopierwut Chinas Firmen selbst - bei Mobiltelefonen.


Adidas-Sportschuhe gibt es auch in China. Häufig sogar mit zwei oder vier Streifen. Ebenso Boss-Anzüge - oft mit drei "s" oder doppeltem "o". "Wer kopiert, erweist dem Original seine Wertschätzung", verbrämen Hinterhofwerkstätten ihre Produktpiraterie gerne. Der Pekinger Politik ist es überwiegend egal: Leidtragende waren schließlich bislang nur Unternehmen aus Industriestaaten.
Das ändert sich nun. Bei Handys. China ist inzwischen der weltgrößte Mobilfunkmarkt - nach Kundenzahl. 540 Millionen Chinesen telefonieren mobil - und kauften im vergangenen Jahr 119 Millionen Mobiltelefone. Das waren 18,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Wirklich freuen konnten sich die einheimischen chinesischen Handyhersteller aber nicht: Ihr Marktanteil fällt, berichtet das Forschungsunternehmen Research and Markets.
Schuld seien Schwarzmarktproduzenten, schreibt der Marktforscher aus Hongkong in einer aktuellen Studie. Diese böten die nahezu gleichen Modelle wie die regulären Hersteller, zielten auf die gleichen Kundengruppen und nutzen mit Erfolg dieselben Vertriebskanäle. Korruption macht es möglich. Die dramatische Folge für reguläre Hersteller: Binnen zwei Jahren hat sich ihr Marktanteil auf unter 30 Prozent halbiert. Einzig beim Export seien die unzähligen Schwarzmarktproduzenten noch im Hintertreffen.
Ähnlich leidvolle Erfahrung durften ausländische Hersteller bereits vor Jahren machen. Motorola sah sich bereits 2005 mit einer billigen Plastikkopie seines Kult-Telefons Razr konfrontiert, Samsung mit einem Plagiat des Schiebe-Modells D500. Kaum waren die Originale im Handel verfügbar, tauchten erste Kopien auf. So verklagte schlussendlich Branchenprimus Nokia 2006 entnervt die chinesischen Hersteller Shenzhen Telsda Mobile und Song Xun Da Zhong Ke Electronic - beide hatten das Nokia-Modell 7260 allzu ähnlich nachempfunden.
Dabei wird die Situation für die 79 regulären chinesischen Hersteller durch den Schwarzmarkt zunehmend unkomfortabel: Der größte Teil von ihnen arbeitet mit Verlust. Ein Rezept dagegen hat die Nationalregierung in Peking bislang nicht gefunden. Und die Aussichten sind trübe: Fast im Monatsrhythmus starten neue Hersteller. So sind seit 2005 mehr als 40 Produzenten hinzugekommen. Inzwischen stellen die Fabriken des Landes annähernd 600 Millionen Mobiltelefone pro Jahr her - mehr als die Hälfte der globalen Handyproduktion.

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