Rauchertheater und Kartenleserkneipen
Strenge Verbote regen die Phantasie der Wirte an
Mittlerweile wurde das Rauchverbot in Gaststätten beinahe bundesweit umgesetzt. Dennoch bleiben die Gesetze öffentlich, politisch und juristisch umstritten. So gab z. B. der rheinland-pfälzische Verfassungsgerichtshof per Eilentscheidung am 11. Februar der Klage eines Kneipiers wegen Wettbewerbsverzerrung statt und erlaubte das Rauchen in Gaststätten mit nur einem Schankraum. Das endgültige Urteil hierzu wird in ein paar Monaten erwartet. Dabei ist in diesem Bundesland sogar das Rauchen in Nebenräumen gestattet. Bayern hat dagegen europaweit das strengste Rauchverbot: In Gaststätten gilt es ausnahmslos - und Wirte können mit einer Höchstsrafe von 1000 Euro, Gäste mit einer Verwarnung bis zu 35 Euro belangt werden.
In Baden-Württemberg und Niedersachsen, wo das Rauchverbot für die Gastronomie am 1. August in Kraft trat, musste seitdem jeder vierte gastronomische Betrieb einen Rückgang der Gäste von mehr als zehn Prozent hinnehmen. In Bayern ist die Existenz von 5000 Wirten und 15.000 Arbeitsplätzen bedroht .
Permanente Vereinsitzungen Wenig verwunderlich also, dass findige Wirte bereits mehrere Lücken im bayerischen Gesundheitsschutzgesetz ausmachten. Das lässt ihnen zum Beispiel das Schlupfloch, ihre Gaststätten zu Theatern zu erklären - bei "künstlerischen Darbietungen" ist nämlich das Rauchen erlaubt. Da auch Laiendarsteller in diese Kategorie fallen, veranstaltete der Wirt der Memminger Pilsbar "Treff" regelmäßige Experimentaltheateraufführungen, bei denen seine Gäste die Zeit vor dem Rauchverbot ohne Drehbuch nachspielten - wer hätte gedacht, dass sich die Partizipationsträume des Experimentaltheaters der 1960er ausgerechnet über ein Rauchverbot erfüllen würden?
Eine weitere Ausnahme sind "geschlossene Gesellschaften" wie Familien- und Betriebsfeiern oder Veranstaltungen von Vereinen. Will eine Gaststätte auf dieser Grundlage das Rauchen erlauben, dann muss sie mehrere Bedingungen erfüllen: Die Gäste müssen entweder selbst Mitglied eines Vereins mit "ordentlicher Mitgliederstruktur" sein oder über eine vorherige namentliche Einladung verfügen.
Seitdem finden in vielen Lokalen permanent Vereinssitzungen des
Mit dem von ihnen ins Leben gerufenen Verein, der unlängst sein zehntausendstes Mitglied begrüßen durfte, wollen die Wirte auch der CSU einen Denkzettel verpassen. Weniger bei den Kommunalwahlen am 2. März (die traditionell eher Persönlichkeits- denn Parteiwahlen sind) als bei den Landtagswahlen im September - zur Oktoberfestzeit, wenn den Einheimischen das Rauchverbot besonders schlecht schmecken dürfte. Tatsächlich rutschte die für den besonders rigiden Nichtraucherschutz verantwortliche Volkspartei neuesten Umfragen zufolge unter
Die Tabakindustrie scheint bei diesen Bemühungen bisher noch wenig involviert zu sein. Das ist unter anderem deshalb überraschend, weil sich die Tabakkonzerne einer Studie von
Labels: Raucher Rauchverbot Kneipen
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