Dienstag, Dezember 30, 2008

"Netzwerk-Kidnapper" von San Francisco muss sich vor Gericht verantworten

Ein 44-jähriger Netzwerkadministrator, der im Sommer für Schlagzeilen gesorgt hatte, weil er Router und Switches des städtischen Kommunikationsnetzes von San Francisco so manipuliert hatte, dass niemand außer ihm mehr darauf zugreifen konnte, muss sich vor Gericht verantworten. Einem Bericht des San Francisco Chronicle zufolge kam ein Kammergericht nach mehrtägiger Anhörung jetzt zu dem Schluss, dass der Staatsanwaltschaft ausreichend Beweismittel für eine mögliche Verurteilung von Terry Childs vorliegen. Dem IT-Spezialisten werden unter anderem vier Fälle von Netzwerk-Sabotage vorgeworfen. Der von Childs verursachte Schaden wird mit 200.000 US-Dollar beziffert.

Childs hatte für das Department of Telecommunication Information Services (DTIS) gearbeitet und war maßgeblich an der Entwicklung des vor mehreren Jahren in Betrieb genommenen Glasfasernetzes von San Francisco beteiligt, über das die Behörden der Stadt rund 60 Prozent des Datenverkehrs abwickeln. Womöglich um das System vor Eingriffen inkompetenter Mitarbeiter zu schützen, hatte der Netzwerkspezialist wichtige Hardware-Komponenten mit einem Master-Passwort versehen, das nur er kannte – was bei seinen Vorgesetzten – insbesondere bei der neuen Sicherheitschefin der Behörde – allerdings nicht gut ankam.

Die Situation eskalierte, als Childs der ultimativen Aufforderung zur Herausgabe des Master-Passworts nicht nachkam: Das DTIS ließ die Polizei kommen, die den Netzwerkadministrator schließlich verhaftete. Im Gefängnis schaltete Childs zunächst komplett auf stur und ließ die eilig herbeigerufenen Spezialisten von Cisco Systems eine Woche lang bei ihren erfolglosen Versuchen zappeln, administrativen Zugriff auf das weiterhin intakte Behördennetzwerk zu erlangen. Die Lage entspannte sich erst, als der Bürgermeister von San Francisco, Gavin Newsom, einem Gesprächswunsch Childs' folgte und ihn persönlich im Gefängnis besuchte. Am Ende des Gesprächs erhielt Newsom einen Zettel mit dem Passwort.

Childs sitzt seit Mitte Juli in Haft, weil er die auf fünf Millionen Dollar festgesetzte Kaution nicht aufbringen kann. Die Behörden befürchten offenbar, der Mann könne weiteres Unheil anrichten, würde er auf freien Fuß gesetzt. Childs hat sich bislang allerdings immer für unschuldig erklärt. Auch seine Anwälte betonen, dass Childs' Handlungen nur der Sache gedient hätten. Er habe das Netzwerk, das er über Jahre am Laufen gehalten habe und über das er von allen am meisten wisse, lediglich schützen wollen. Der erste Prozesstermin wurde für den 13. Januar 2009 anberaumt. Sollte Childs verurteilt werden, drohen ihm bis zu sieben Jahre Haft.

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